Wer Filme liest, hat mehr vom Sehen

Goldene Regeln für das Filmschauen in der Schule sowie handfeste Anleitungen für besondere Unterrichtsstunden konnten die Zuschauer/innen des 12. Spreitenbacher Bildungsgespräch erfahren.

Versprochen wurde in der Einladung eine Einsicht ins Filmelesen als grundlegende Kompetenz, welche in der schulischen Ausbildung angepeilt werden soll. In der Aula Zentrum liess der Filmleser und Filmpublizist Thomas Binotto ein Publikum von ca. 30 Interessierten in die Kinowelt eintauchen und lieferte ihm verschiedene Blickwinkel, um die grosse Illusionsmaschine zu betrachten.

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Vorausgesagt sei, dass im Schulalltag Filme meistens als Belohnung, z.B. am Schluss einer Klassenlektüre, gezeigt werden oder zu speziellen Anlässen wie am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien. Nicht selten führt das zu Enttäuschungen im Zusammenhang mit der Filmauswahl. Filme, die für Lehrpersonen als absolute Spitzen gelten, werden von gelangweilten Gesichtern entgegengenommen. Eine Erklärung dafür kann gemäss Herrn Binotto die Tatsache sein, dass Schüler/innen das Filmlesen noch nicht gelernt haben. So wie Kinder, wenn sie die Schule beginnen, noch nicht fliessend lesen können, haben sie die Kompetenz, Filme zu schauen, noch nicht erworben.

Warum sich also in der Schule nicht vertieft mit Filmen als Kulturgut und Kunstgattung beschäftigen? Und wenn ja, dann wie? Der Filmleser deckte sein Publikum mit Anregungen ein, dabei lautet die wesentliche Botschaft: „Theorie ohne Film ist nicht nachhaltig.“

Filmtechniken „trocken“ zu erklären führt auf keinen Fall zum erhofften Ergebnis. Zeigt man hingegen lebendige Beilspiele, wird es möglich zu erleben wie Spannung, Komik, Angst, Neugier… in Filmen aufgebaut werden. Perspektiven, Achsensprünge, Verwechslungen und viele weiteren Mittel können anhand von Filmszenen intuitiv begriffen und dann in der Theorie vertieft werden.

Mittels Meisterwerken von Hitchcock, Truffaut und Bodganovic ermutigte der Vortragende die Anwesenden, einen bewussten Umgang mit dem Medium Film anzustreben und dieses unter verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten.

 

 

Wie immer in den Bildungsgesprächen kamen aus dem Publikum interessierte und interessante Fragen:

Inwiefern stimmen die FSK-Kriterien für heutige Kinder? > Zum Teil sollen sie veraltet sein.

Tipps, um jeweils den richtigen Film für die eigene Klasse zu wählen? > Niemals einen Film zeigen, den man nicht vollständig (oder seit längerer Zeit) gesehen hat.

Ist die beschriebene Methode auch für Serien geeignet? > Auch Serien schauen muss gelernt werden und es ist umso wichtiger, sie kritisch lesen zu können, anstatt sie ungefiltert zu konsumieren (oder konsumieren zu lassen).

Am Ende des spannenden Vortrags lud die Schulleitung zu einem leckeren Apéro ein, bei welchem die Anwesenden ihre Meinungen austauschen und im kleineren Rahmen weitere Fragen stellen konnten.